Geschichte
Der Siebenjährige Krieg (1756 – 1762) endete mit der Schlacht bei Freiberg. Das verschaffte der Stadt die Möglichkeit sich weiter zu entwickeln und gab den fortschrittlichen Kräften Raum zur Verwirklichung kultureller und sozialer Vorhaben.
Erste freimaurerische Aktivitäten gab es in Freiberg bereits 1770. Offiziere des Kursächsischen Feldartilleriekorps in Freiberg und des Regiments der Kurfürst-Kürassiere in Öderan gründeten die Loge „Pour la vertu“.
Die Lebenszeit dieser Bauhütte war jedoch von kurzer Dauer. Die Mitglieder schlossen sich der Dresdner Schwerterloge und Apfelloge an. Gefördert durch den Freimaurer und Montanwissenschaftler Ignaz Edler von Born (1742-1791) welcher sich während dieser Zeit in Freiberg aufhielt, wurde der Entstehungsprozeß der Freiberger Loge maßgeblich gefördert. Er war nicht nur Meister vom Stuhl der Loge „Zur wahren Eintracht“ im Orient Wien, sondern stiftete auch die „Societät der Bergbaukunde“. Er entwickelte unter anderen eine neue Amalgamierungsmethode zur Trennung von Silber und Gold aus Erzen. Er war Freund und Logenbruder von Mozart. Es wird angenommen, dass Mozart, in seiner Oper „Die Zauberflöte“ Ignaz von Born als Vorbild für die Figur des Weisen Sarastro ausgewählt hat.
Schließlich erließ die „Große Landesloge der Freimaurer in Deutschland“ GLL mit Verwaltungssitz in Berlin, am 15. Dezember 1798 eine Konstitutionsurkunde für 14 Freiberger Brüder, von denen 11 der Dresdner Loge „Zum goldenen Apfel“ angehörten. Sie erhielt die Matrikelnummer 57.
Als Meister vom Stuhl der Logo wurde der Kurfürstliche Kreisamtmann Johann Carl Meißner (gest. 1808) gewählt. Er war bis 1805 Meister vom Stuhl. Sein zugeordneter Meister war Bergmechanikus Gottlieb Friedrich Schubert (gest. 1808) der am 2. September 1771 die heute noch existierende Firma „Freiberger Präzisionsmechanik GmbH“ gründete. Die Versammlungen der Loge fanden in der Mönchstraße 1 statt.
Die erste Arbeit der jungen Loge am 13. Februar 1799, war eine Beförderungsloge in Gesellengrad, der sofort eine Erhebungsloge folgte. Dadurch konnten alle Beamtenstellen besetzt werden und nur zwei Tage später eine Lehrlingsloge durchgeführt werden, bei der unter anderem der Rats-Kammerschreiber Karl Friedrich Görsel in den Bund der Freimaurer aufgenommen wurde.
Über die Entwicklung der Loge zu den drei Bergen geben folgende Zahlen Auskunft:
- 15. Dezember 1798: 14 Mitglieder
- 15. Dezember 1799: 25 Mitglieder
- 15. Dezember 1800: 38 Mitglieder
- 15. Dezember 1801: 48 Mitglieder
- 24. Juni 1802: 50 Mitglieder, dazu zwei Ehrenmitglieder: Doktor und Professor Ignatz Aurelius Feßler und der Königlich Preußische Hofrat Johann Carl August Fischer
In der Anfangszeit war das Logenleben nicht nur von organisatorischen Diskussionen und einer Art Selbstfindungsphase der Bauhütte geprägt, nein, die Freiberger Bauhütte genoss bereits einen recht besonderen Ruf. Dies wurde im 4. Jahr ihres Bestehen deutlich, als sie sich es nicht verbieten ließ, einen Bruder anzunehmen, der bereits seit 1783 den Bund angehörte, obwohl er gerade ein Meinungsstreit mit der Großlogenleitung hatte, Bruder Ignatz Arelius Feßler.
Schon bei der Beamtenwahl am 8. und 13. Dezember 1801 äußerten einige Brüder, besonders Bruder G .H. Wiegandt Bedenken gegen die Zweckdienlichkeit der Gesetze der Großen Landesloge der Freimaurer in Deutschland für die Aufstellung der Beamten und allgemein. Damit vertrat er die Meinung vieler Brüder.
Einige Brüder waren anderer Meinung, u.a. der zugeordnete Meister vom Stuhl Bruder Gottlieb Friedrich Schubert. Er äußerte sogar den Plan eine neue Loge in Tarandt zu gründen deckt dann aber aus gesundheitlichen Gründen auf unbestimmte Zeit.
Bruder Arelius Feßler riet der Freiberger Loge sich von der „Großen Landesloge der Freimaurer in Deutschland zu trennen und sich der Großloge „Royal York zur Freundschaft“ anzuschließen. Die Brüder wurden durch genauere Bekanntmachung des vorgeschlagenen Systems in den Stand gesetzt, den Wert und Gehalt desselben genau kennen zu lernen und zu prüfen. In der Meisterkonferenz, am 16. Januar 1802 wurde einstimmig und ohne Stimmenenthaltung, der Übergang zur Großloge „Royal York zur Freundschaft beschlossen. Am 19. März 1802 wurde das Gesuch genehmigt und die Loge „Zu den drei Bergen“ i.O. Freiberg unter der Matrikelnummer 33 geführt.
Kurze Zeit danach wurde die Einrichtung und Konstituierung eines Inneren Orients, eine Ordensloge mit der Matrikelnummer 18, für die Bearbeitung der höheren Erkenntnisstufen gegründet, datiert auf den 15. April 1802. In einer Lehrlingsloge, am 4. Mai 1802, informierte man die Gesellen und Lehrlinge über Systemwechsel. Die erste Lehrlingsarbeit im neuen Ritual wurde am 1. Juni 1802, 17.00 Uhr, feierlich durchgeführt. An dieser Arbeit nahmen 31 Brüder und 3 besuchende Brüder teil.
Die Überführung der Brüder Feßler und Fischer zu aktiven Mitglieder und die Angabe der Loge vom 23 Juli 1803, dass sie „zu den Besitze esoterischer Aufschlüsse über die königliche Kunst, über ihren Ursprung und Fortpflanzung gelangt wäre“ führte zu einen Rechtsstreit zwischen der Loge und der Großen Landesloge Royal York und letztlich zum Ausschluss der Loge aus diesem Bund. 24. Juni 1803 67 Mitglieder Die Brüder Feßler und Fischer sind der Loge als wirkliche Mitglieder beigetreten.
- 24. Juni 1804: 69 Mitglieder
- 24. Juni 1805: 80 Mitglieder
- 24. Juni 1807: 101 Mitglieder
Im Jahre 1804 kaufte die Loge das Logenhaus Weisenhausstraße 10 und am 11.November hielt der Meister vom Stuhl Bruder Meißner die Weiherede zur Eröffnung des neuen Logenhauses. Dieses war dann bis zu ihrem Verbot die Arbeitsstätte der Loge.
1805 wählten die Freiberger Brüder den Artilleriehauptmann Johann Friedrich Anton Birnbaum zum Meister vom Stuhl, er leitete sie bis 1809. Danach übernahm Alexander Wilhelm Köhler diese Aufgabe, bis dieser wiederum 1814 von dem Superintendenten und Pastor Johann Friedrich von Brause abgelöst wurde. Das soziale Wirken der Loge äußerte sich in verschiedenen Sammelfonds wie unter anderem einen Fond zur Einkleidung bedürftiger Schüler zu deren Konfirmation oder der Fond für die Unterstützung der Fürsorge von Armen, Kranken. Waisen und Witwen. 1717 zählte die Loge 140 Mitglieder.
Ostern 1818 erfolgte die Eröffnung der Sonntagsschule, vorerst mit 18 armen Handwerkergesellen und Lehrlingen. Unterrichtet wurden sie am Sonntag von 8.00 – 9.00 Uhr und von halb 11 Uhr bis 15.00 Uhr. Dazwischen erfolgte der Kirchgang in die St. Petrikirche.

1820 löste der Stadtrichter Ludwig Bethmann Klemm den amtierenden Meister vom Stuhl Johann Friedrich von Brause ab.1822 bis 1826 fungierte Ratsmitglied und Stadtrichter Gottlieb Beckert in dieser Position, bis 1826 der Senator Carl Friedrich Gösel zum Meister der Loge gewählt wurde.
Der Bergrat Prof. Dr. Phil. August Breithaupt (geb. 1791, gest. 1873) übernahm im Jahr 1832 die Logenführung. Nach ihm folgte von 1851 bis 1881 der Medizinalrat, Königliche Bezirksarzt und Ehrenbürger Freibergs Dr. med. Gustav August Theodor Ettmüller die Führung der Freiberger Loge.

1868 Herausgabe der Medaille anlässlich des 50 jährigen Bestehens der Sonntagsschule.
1876 riefen die Freiberger Freimaurer eine neue, besondere Stiftung ins Leben, die sogenannte „Volksbibliothek“ Daraus erwuchs die heutige Freiberger Stadtbibliothek. Ausschlaggebend war ein Vortrag des Bruders Buchdruckereibesitzer und Stadtrat Heinrich Constantin Gerlach, am 22. November 1875. Er konnte die Brüder begeistern und so bildeten die folgenden Spenden den Grundstein der Bibliothek:
- Bibliothek der Sonntagsschule,
- für 300 Mark neu angekaufte Bücher,
- zahlreiche von Brüdern gespendete Bücher,
- nichtmaurerische Literatur der Logenbibliothek sowie
- weitere Schriften, soweit sie sich für die Bibliothek eigneten.
„Die Volksbibliothek soll anerkannt gute, sorgfältig ausgewählte Volks- und Jugendschriften geschichtlichen geographischen, naturwissenschaftlichen und allgemein bildenden Inhalts den minder bemittelten Bewohnern Freibergs zur unentgeltlichen Benutzung darbieten.“ (Vermerk im Bericht der „Loge zu den drei Bergen“ aus dem Jahr 1876).
Sie wurde noch bis 1892 gemeinsam von der Stadt Freiberg und der Loge zu den drei Bergen verwaltet.
1881 übernahm Bruder Buchdruckereibesitzer und Stadtrat Heinrich Constantin Gerlach das Amt des Meisters vom Stuhl.
1881 bis 1883 erfolgte ein großer Umbau der Innenräume des Logenhauses.
1893 übernahm der ehemalige Stabsarzt und amtierende Polizei- Stadtkrankenhaus- und Gerichtsarzt Dr. Med. Otto Ernst Rippold den Vorsitz der Loge.
1897 wurde der Lehrer der Bergschule Adolf Gustav Kaufmann (geb. 1842) als Logenvorsitzender gewählt. Nach Ihm wurde der Studienrat und Ritter I. Klasse des Königlich-Sächsischen – Albrechts-Ordens Gustav Edmund Gündel (geb. 1856) für das Amt des Meisters von Stuhl ausgewählt.
In der Zeit von 1918 bis 1921 war Fabrikdirektor August Paul Fiedler als 1. Zugeordneter Meister der Vorsitzende der Loge. Im Jahr 1921 wurde er dann als Meister vom Stuhl gewählt und hatte diese Funktion bis 1926 inne.
Bürgerschuldirektor Johann Paul Götze (geb. 1861) war von 1926 bis 1931 Meister vom Stuhl.
1932/33 wies die Loge 28 Ehrenmitglieder, 122 einheimische und 101 auswärtige Mitglieder auf.
Johan Paul Götze wurde abgelöst von Studienrat Ernst Artur Lehmann (geb. 1886) und blieb es bis zum Verbot der Loge durch die NSDAP 1935.
Die Freiberger Logenmitglieder fanden sich noch bis 1936 als Verein „Bergheimat zum Zwecke der Geselligkeit“ im Hotel Kronprinz zusammen. Doch bald musste sich dieser Verein auch auflösen.
Quelle: „Freimaurerei in Freiberg. Die Geschichte der Loge zu den drei Bergen“ von Robert Matthes